6 Fragen an … #4 Yasmin Halil (Ingenieurin)

Alle ehemaligen Schülerinnen und Schüler beziehen sich immer auf folgende 6 Fragen:

  • Das Werner-von-Siemens-Gymnasium war für mich: …
  • Nach der Schulzeit habe ich: …
  • Mein beruflicher Alltag ist geprägt von: …
  • Die Highlights in meinem Job sind: …
  • Auch das gehört „leider“ zu meiner beruflichen Tätigkeit: …
  • Mein Tipp für die Schulabgänger:innen lautet: …

Name: Yasmin Halil
Beruf: Ingenieurin
Schulzeit: bis 2011
1) … eine Schule, zu der ich eigentlich immer ganz gerne gegangen bin. Es ist schon gut gewesen, dass man immer automatisch alle Freund:innen gleichzeitig dort treffen konnte – wir mussten ja alle täglich hin 🙂 Das ist auf jeden Fall richtig super und kommt danach im Leben meistens nicht mehr vor. Es gab auch viele engagierte Lehrkräfte, daher auch interessante AGs. Natürlich gab es auch ein paar Schattenseiten, aber im Großen und Ganzen war das Siemens schon ganz gut 😉

2) …gleich angefangen an der TU Berlin zu studieren. Beziehungsweise zwischen Abitur und Studienbeginn im Oktober lagen ja noch ein paar Monate, die ich sehr entspannt mit meinen Freund:innen verbracht habe. Das war super!Am Anfang war das Studium wirklich sehr ungewohnt, weil man alles selbst finden und organisieren muss. Also eine ganz schöne Umstellung zur Schulzeit, in der man immer einen fertigen Stundenplan vorgelegt bekommen hat. Auch der Umfang an Input hat sich plötzlich vervielfacht. Aber nach einer kurzen Eingewöhnung war es dann ganz gut. Das Studium mochte ich insgesamt auch sehr gerne, obwohl ich tatsächlich gerne auf diese dauernden Prüfungsphasen und den Leistungsdruck verzichtet hätte. Ich habe mit Wirtschaftsingenieurwesen (Maschinenbau/Verkehrswesen) angefangen und eigentlich schnell gemerkt, dass mich der Wirtschaftsteil gar nicht so interessiert hat. Da hätte ich direkt wechseln können, aber irgendwie kam mir das nicht in den Sinn. Ich denke, dass man da ruhig ehrlich zu sich selbst sein und den Studiengang wechseln kann. Trotzdem finde ich es gut, dass ich noch ein zweites Fach dabei hatte. So wurde ich nicht ganz zur Fachidiotin 🙂 Und die behandelten Querschnittsthemen finde ich auch sehr nützlich.

Zum Master habe ich dann aber zu Fahrzeugtechnik gewechselt. Das war ein ganz schönes Hin und Her, weil mein Bachelor nicht als vollwertiges ingenieurwissenschaftliches Studium anerkannt wurde. Aber nachdem ich ein paar Kurse nachgeholt hatte, hat’s dann doch geklappt. Dann habe ich mir eine kurze Auszeit gegönnt und bin ein bisschen gereist. Wenn das finanziell passt, kann ich das nur empfehlen. Danach war ich fit und motiviert mit dem Job zu starten und habe auch glücklicherweise schnell was gefunden.

3) … zu viel Arbeit. Bei mir gibt es ununterbrochen sehr viel zu tun. So wird es nie langweilig, aber etwas weniger Stress wäre auch ganz nett. Ich arbeite derzeit bei einem Projektträger, der vom Bund ausgeschriebene Fördergelder verwaltet. Dort übernehme ich die technische/fachliche Prüfung. Da sind sehr spannende Projekte dabei. Aber der Workload ist schon groß. Leider geht es ja vielen Menschen ähnlich. Deswegen bin ich dafür, dass mal etwas intensiver über neue Arbeitszeitmodelle nachgedacht wird. 4-Tage-Woche oder/und 6-Stunden-Tage. Das kann man hoffentlich bald besser mit Arbeitgeber:innen verhandeln, genauso wie Homeoffice. Der Vorteil ist, dass man dann z. B. auch mehr Zeit (und Energie!) für ehrenamtliche Tätigkeiten oder ähnliches hat.

4) … die Vielseitigkeit. Da ich an sehr vielen Projekten gleichzeitig arbeite, die von unterschiedlichen Ministerien finanziert werden, sind alle sehr verschieden. Mein Schwerpunkt liegt aber natürlich im Verkehrsbereich bzw. dem automatisierten Fahren, deswegen mache ich das hauptsächlich. Aber es ist trotzdem gut, auch beruflich über den Tellerrand zu schauen. Schön ist, dass wir auch teilweise selbst Studien machen und forschen können, sodass es immer etwas Neues zu lernen gibt.

Mein persönliches Highlight nach der Uni ist außerdem, dass ich jetzt tatsächlich meistens an den Wochenenden frei habe und nicht noch so viel im Kopf rumgeistert. Das ist jetzt aber auch wirklich notwendig 🙂

5) … auch ein Haufen Bürokratie. Da öffentliche Gelder genutzt werden, ist es natürlich erforderlich, alles genau zu überprüfen. Diesen Teil mag ich nicht so gerne, aber ich sehe natürlich die Notwendigkeit darin.

Ich denke, dass zu fast jedem Job auch ein „leider“ gehört. Wichtig ist aber, dass es nicht überwiegt und ideologisch nicht problematisch ist. Es ist gut zu verstehen, dass man als Arbeitnehmer:in genauso wichtig oder sogar wichtiger für das Unternehmen ist, als der Job für einen selbst. Daraus lassen sich viele Dinge ableiten. Insbesondere auch, dass man ruhig eigene Vorstellungen durchsetzen kann.

6) … sucht euch eine Ausbildung oder ein Studium, von dem ihr denkt, dass ihr es mögen könntet. Es wird höchstwahrscheinlich sowieso anders sein als erwartet. Es ist aber überhaupt nicht schlimm, wenn man währenddessen merkt, dass es doch nichts für eine:n ist. Wechseln kann man immer noch und das ist heutzutage auch wirklich üblich. Also keinen allzu großen Stress mit der Ausbildungswahl. Das gleiche gilt auch für die Berufe. Es gibt so viele Arbeitsstellen, von denen ihr bislang noch nichts gehört habt. Ich wusste z. B. auch gar nicht, dass mein Beruf existiert, bevor ich nicht selbst dort angefangen habe. Und häufig ist die Art der Ausbildung dafür gar nicht entscheidend.

Ansonsten wünsche ich viel Spaß bei der Studiums-/Ausbildungswahl. Schön, dass ein neuer, spannender Lebensabschnitt auf euch wartet!