„Mein Auslandsjahr in Ohio“ – Ina-Marie über die Vorbereitung und ihre ersten Monate im Ausland

Ina-Marie, Schülerin an unserem Gymnasium, ist seit einem halben Jahr in den USA. In diesem Interview berichtet sie von der Vorbereitung, ihren Erfahrungen und Eindrücken. Zudem gibt sie viele Tipps für diejenigen, die über ein Auslandsjahr während der Schulzeit nachdenken.

 

Warum hast du dich entschieden, nach der 10. Klasse ins Ausland zu gehen? Welche Erwartungen verbindest du mit dem Auslandsaufenthalt?

Ich habe mich entschieden, ein Auslandsjahr nach der 10. Klasse zu machen, weil ich es für eine gute Erfahrung halte, bevor ich mit dem Studium beginne. Nach dem Abitur kann man nur ein Gap Year oder Au Pair machen, welches ich aber nicht für das Richtige gehalten habe, da dann ganz andere Erwartungen auf einen zukommen, da man dann schon volljährig ist. Außerdem halte ich es für schwierig, wieder ins Lernen und seinen „akademischen Rhythmus“ zu kommen zwischen Abitur und Studium, wenn dazwischen so eine große Pause liegt.
Mit dem Auslandsjahr habe ich mehrere Erwartungen verbunden: besseres und tieferes Verständnis der englischen Sprache und der amerikanischen Kultur. Außerdem hilft es einem, sich auf unterschiedlichste Situationen mit unterschiedlichen Leuten vorzubereiten.

Was war im Vorfeld alles nötig, um ein Auslandsjahr durchzuführen?

Um ein Auslandsjahr durchzuführen, waren mehrere Schritte notwendig. Zuerst musste ich mich für eine Organisation entscheiden. Diese habe ich mir bei der Jugend- und Bildungsmesse näher angeschaut. Es sind aber auch sicher welche im Internet zu finden. Dann muss man sich bei der Organisation oder den Organisationen, die man in Betracht zieht, im Internet vormerken lassen. Diese Prozesse sind von Organisation zu Organisation unterschiedlich. Nachdem das geschehen ist, wird man zum Vorstellungsgespräch eingeladen, wo zum einen auf die letzten Zeugnisse und im Besonderen auf die Englischnoten geschaut wird. Es werden auch noch einige andere Fragen gestellt, in Deutsch und Englisch, zum Thema Gastfamilie, Motive ein Auslandsjahr durchzuführen etc. Manche Organisationen bestehen auf eine schriftliche Aufgabe oder testen das Verständnis der englischen Sprache. Wenn man von einer Organisation angenommen wurde und man auch mit dieser ins Ausland gehen möchte, gibt es ein Vorbereitungstreffen und man beginnt mit seiner Application. Dafür sind nicht nur eigene Angaben, sondern auch ärztliche Bescheinigungen und Bescheinigungen der Schule notwendig. Außerdem muss man sich am besten so früh wie möglich für ein Visum und vorher natürlich, wenn man keinen besitzt, um einen Reisepass kümmern.
Des gesamte Bewerbungs- und Visumsprozess ist sehr langwierig, aber umso belohnender, wenn man es geschafft hat und seine Gastfamilie bekommt.

Was sollten Schülerinnen und Schüler im Vorfeld unbedingt beachten sollten? 

Meine Tipps:

  • rechtzeitig bewerben und genug Zeit für eventuell fehlende Impfungen und Visumsprozess einplanen
  • vorher überlegen, ob ein ganzes Auslandsjahr wirklich das Richtige für einen ist, man kann nach einem Halbjahr immer noch verlängern
  • bei der Bewerbung sehr gründlich sein, da auf dieser Basis die Gastfamilie ausgesucht wird
  • unbedingt Fotos und Video für die Bewerbung machen, auch wenn es nicht Pflicht ist – Gastfamilien achten darauf und suchen sich einen vielleicht gerade wegen eines Videos aus
  • der gesamte Prozess ist sehr lang, Schule und andere Verpflichtungen sollte man dabei nicht aus den Augen verlieren
  • man sollte offen sein für alle verschiedenen Formen von Familien und Umgebungen

Wie hast du die erste Woche in der Gastfamilie empfunden?

Die erste Woche in der Gastfamilie war besser als ich erwartet hätte. Natürlich haben wir erst mal über Regeln im Haus und Generelles gesprochen, wie zum Beispiel Bedienung der Waschmaschine. Da wir noch keine Schule hatten, haben wir bei oft fast 40° C noch einige Sachen in der Natur unternommen und meine Gastfamilie hat mich mit Ohio und der Schule vertraut gemacht.

Wie lief die erste Schulwoche ab?

Die erste Schulwoche war in etwa so wie in Deutschland. Die Lehrer*innen haben ihren Klassen die Anforderungen gegeben, Materiallisten und man wurde in die Themen eingeführt. Da man in den USA ja seine Kurse selber wählen darf, hatte ich Unterricht mit unterschiedlich Altersstufen. Da ich ein Senior (12. Klasse) bin, habe ich meistens aber Unterricht mit anderen Seniors und Juniors (11. Klasse). Zur Zeit habe ich Computer Software, Vertebrate Zoology/Forensik, Honors English 11, Band, PreCalculus und American Government/Economics.
Nach der Schule war ich im Herbst Teil des Cross Country Teams und der Marching Band, im Winter Teil des Basketball Teams und werde im Frühjahr Lacrosse spielen.

Nun bist du seit einigen Monaten in den USA. Gab es besondere Erlebnisse, von denen du erzählen möchtest?

Ich bin jetzt seit etwas mehr als fünf Monaten in den USA und das, was ich am erwähnenswertestens finde, sind vor allem die Erlebnisse mit meiner Gastfamilie und meinen Freunden. Mit ein paar Schüler*innen aus der Oberstufe sind wir zur Jefferson Lecture Series gegangen. Bei dieser Vorlesung ging es vor allem um Mental Health und wie man das Stigma bekämpfen kann. Diese Vorlesung wurde von der berühmten Schauspielerin Glenn Close geleitet, da sie, nachdem ihre Schwester mit einer mentalen Krankheit diagnostiziert wurde, eine Organisation gegründet hat, welche sich auch mit dem Thema befasst.