Wie wird man eigentlich Politiker? Stanis klärt diese und weitere Fragen im Interview mit Sebastian Czaja

Wie und warum wird man eigentlich Politiker? Dieser Fragestellung ist unser Blogger Stanis in einem Interview mit Sebastian Czaja, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und Generalsekretär der FDP Berlin,  auf den Grund gegangen.

Wie begann Ihre Laufbahn als Politiker?

Ich habe mich schon sehr früh für Politik interessiert, da war ich 14 Jahre alt. Mein älterer Bruder war damals bereits Mitglied in einer Partei, der CDU, da habe ich mich dann auch engagiert. Mich begeisterte an Politik immer, dass sie ein Mittel ist, etwas zu verändern – und das auch wirklich funktioniert. In meiner Grundschule waren beispielsweise die Spielgeräte sehr alt und kaputt. Gemeinsam mit Schulfreunden organisierte ich eine Aktion, in der wir diese reparierten und erneuerten. Auch das ist eine Form von Politik.

Wann haben Sie den Entschluss gefasst, ausgerechnet Politiker zu werden?

Einen richtigen Zeitpunkt, an dem ich gesagt habe „Jetzt mache ich Politik“, gab es nicht. Politik hat viel damit zu tun, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dann einfach zu machen. Ich bin im Jahr 2005 von der CDU zu den Freien Demokraten gegangen und habe hier meine wirkliche politische Heimat gefunden habe. Ich hatte das Glück, dass man mir früh zutraute, Verantwortung zu übernehmen. Deshalb habe ich mich aktiv engagiert. Nachdem wir 2011 bei den Wahlen in Berlin eine schwere Niederlage erlitten haben, konzentrierte ich mich eine Zeit auf mein berufliches und privates Weiterkommen. Politik blieb aber immer ein wichtiger Teil meines Lebens, denn diese findet vor allem ja auch außerhalb des Parlaments statt. Wir blieben motiviert und optimistisch und schafften 2016 den Wiedereinzug in das Berliner Abgeordnetenhaus.

Was waren die Gründe dafür?

Ich wollte unsere Stadt gestalten, Berlin besser machen und dafür sorgen, dass die ganzen kleinen und großen Dinge, die hier nicht gut laufen, wieder funktionieren. Das war immer der Grund für mein Engagement und ist es heute noch. Berlin ist die Stadt der großen Chancen, es liegt aber an uns, diese zu erkennen und zu nutzen.

Wollten Sie vorher schon Politiker werden, haben Sie das schon immer gewollt und auch gewusst, dass Sie das werden möchten?

Ich habe immer gewusst, dass Politik, also auch die Möglichkeit zur Gestaltung, mir großen Spaß macht. Dass es wirklich so kommt, dass ich heute an der Spitze einer Fraktion in einem großen Parlament stehe, konnte ich mir damals natürlich noch nicht vorstellen. Aber ich kann sagen, es macht mir jeden Tag Spaß. Ich mache meine Arbeit gerne und arbeite hart und leidenschaftlich daran, Berlin zu einer noch besseren Stadt zu machen. Unsere Stadt und ihre Menschen sind so großartig, sie verdienen die beste Politik. Das ist noch ein langer und steiniger Weg, aber ich bin optimistisch.

Welche Ausbildung haben Sie absolviert?

Ich habe eine Ausbildung zum Elektrotechniker gemacht.

War es schwer, Politiker zu werden; hat es lange gedauert, gab es Widerstände?

In der Politik gibt es immer auch Widerstände. Wichtig ist, dass man sein Ziel immer vor Augen hat und die Leidenschaft, dieses zu erreichen, nie verliert. Wichtig ist auch, seine Unabhängigkeit zu bewahren. Eine gute Ausbildung oder ein Studium und Berufserfahrung sind ungemein wichtig. Man muss im Hinterkopf behalten, dass Politik immer ein Mandat auf Zeit ist, dass man immer davon abhängig ist, wieder gewählt zu werden.

Sind Sie der Meinung, dass man als Politiker eine besondere Begabung haben muss?

Politiker müssen Menschen begeistern und überzeugen können und natürlich auch für ihre Themen brennen. Ohne diese Begabung kann man keine gute Politik machen. Aber ansonsten kann theoretisch natürlich jeder Politiker werden. Das ist das Gute an der Demokratie. Jeder kann es schaffen, wenn es ihm oder ihr gelingt, Menschen für eine Sache zu begeistern.

Werden die Freie Demokraten sich dafür einsetzen, dass junge Menschen mehr Einblick in das Berufsleben und die Arbeitswelt bekommen, bevor sie die Schule beenden?

Auf jeden Fall! Das finden wir sehr wichtig. Es muss auch klar sein, dass nicht jeder studieren muss und kann. Wir brauchen ebenso gute Fachkräfte und Handwerker. Der eine begeistert sich für Gesetze und studiert Jura und ein anderer arbeitet gerne mit Holz und macht eine Ausbildung zum Schreiner. Das sind beides tolle Lebensentwürfe, die jeder für sich selbst entscheiden und gehen soll. Um das zu können, braucht man einen Einblick in die verschiedenen Berufsbranchen.

 Haben Sie einen Ratschlag für uns Schüler bei der Berufsorientierung?

Schaut Euch um! Macht Praktika, probiert Euch aus und sucht das Gespräch. Oft ist es nicht das Erstbeste, was zu einem passt, sondern die zweite oder dritte Idee. Und nutzt die Freiheit, die man Euch gibt. Das Modell von früher, man entscheidet sich einmal für einen Beruf und bleibt sein Leben lang dabei, gibt es heute kaum mehr und das ist auch vollkommen okay. Qualifiziert Euch, entwickelt Euch weiter und habt Freude an dem was ihr macht! Dann findet ihr auch den besten Weg für Euch.