Betriebspraktikum 2018: Blog-Tagebuch von Julie über ihre Tätigkeit beim „Tagesspiegel“

Hallo, ich bin Julie Wiskow aus der Klasse 9b und mache mein Betriebspraktikum beim Tagesspiegel. In diesem Blog könnt ihr nun zwei Mal die Woche lesen, was ich alles erlebe!
Viel Spaß!

Montag, 11.06.18

Ich stehe vor dem Gebäude. DER TAGESSPIEGEL steht groß oben dran. Und darunter RERUM COGNOSCERE CAUSAS. Was bedeutet das wohl? Ich weiß es noch nicht, aber ich gehe einfach mal rein. Beim Pförtner soll ich mich melden, spätestens um 9:00 Uhr. Es geht die Treppe hoch und da ist tatsächlich eine nicht zu übersehende Rezeption, hinter der zwei Pförtner sitzen. Volltreffer! Der eine sagt mir, ich soll noch Platz nehmen. Sofas gibt es also auch, gut versteckt hinter einer Ecke: Da sitzt schon Robin aus einer der Parallelklassen! Ich bin so glücklich, dass ich nicht ganz alleine bin. Wir grüßen uns kurz. Nach einiger Zeit kommt noch ein Mädchen, eine Studentin, wie sich später herausstellen wird. Sie macht auch ein Praktikum, aber sie bleibt nicht nur drei Wochen wie wir, sondern noch etwa einen Monat länger. Nach einiger Wartezeit kommt Martina Weigel, unsere Ansprechpartnerin, die Sekretärin der Berlin-Redaktion. Dann geht’s schnell… Wir bekommen Karten, mit denen wir unter anderem die Aufzüge benutzen können, wir bekommen kurz den Weg zur Kantine gezeigt und dann fahren wir in den dritten Stock in die Redaktion. Dort lernen wir Lars von Törne kennen, den anderen Ansprechpartner und stellvertretenden Ressortleiter Berlin. Er ist, genau wie Martina, sehr nett. Wir bekommen den aktuellen Tagesspiegel und bringen uns eine halbe Stunde auf den neusten Stand. Dann findet die Redaktionskonferenz statt, in der besprochen wird, was in der letzten Ausgabe gut war, was man verbessern könnte und was man in der nächsten Ausgabe berichten wird. Eine tolle Erfahrung, richtig dabei sein zu können und dazuzugehören!
Kaum ist die Konferenz zu Ende, spricht mich schon eine Frau an, die mich gern für die Schulseite interviewen möchte, die immer dienstags erscheint. Da mache ich gerne mit! Als wir fertig sind, gehen wir zur Fotografin, die ein Foto von mir machen soll, aber da sitzen schon zwei andere Schülerpraktikantinnen aus anderen Ressorts. Kitty, die Fotografin, stellt ein Projekt vor, das sie sich extra für uns ausgedacht hat. Sie möchte nur noch nicht zu viel verraten… Dann kommen die anderen Schülerpraktikanten – insgesamt sind wir zu siebt – und machen auch mit. Kitty erklärt uns unsere Aufgabe: Wir sollen mit unseren Smartphones fotografieren, wie die Menschen in Berlin die anstehende Fußball-WM feiern, zum Beispiel mit Flaggen an Balkonen oder geschmückten Autos. Wir sollen auch auf die kleinen Dinge achten, nicht nur auf das Offensichtlichste. Das soll eine Fotostrecke werden. Und es bedeutet, dass wir in den nächsten Tagen viel auf eigene Faust Berlin entdecken werden!
Um Näheres zu besprechen, treffen wir uns auf der Dachterrasse des Tagesspiegels, dann gehen wir in der hauseigenen Kantine essen. im Anschluss daran sollen wir auch schon direkt loslegen und so viele gute Fotos wie möglich machen – die sollen nämlich am Mittwochabend online gestellt werden, auf tagesspiegel.de. Ich kann jedoch noch nicht mitkommen, weil Kitty noch das Foto für die Schulseite machen muss. Geht allerdings ganz schnell, danach fahre ich nach Hause und schaue mich schonmal nach geeigneten Motiven um. Das war ein toller erster Tag! Und eines weiß ich jetzt auch: RERUM COGNOSCERE CAUSAS bedeutet „Die Ursachen der Dinge erkennen“.

 

 

Dienstag, 12.06.18

Heute Morgen kaufe ich mir erstmal einen Tagesspiegel, den ersten, in dem ein kleines Interview mit mir veröffentlicht wurde, und das sogar mit Foto! Ich bin ganz aufgeregt, wie es geworden ist… Eigentlich ganz gut, sehe ich, als ich es in der S-Bahn lese. Am Anhalter Bahnhof angekommen gehe ich nach der Redaktionskonferenz mit zur großen Konferenz, in der alle Ressortleiter zusammenkommen und über das Gelingen der Zeitung reden. Sogar Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff ist da! Eine super Erfahrung, dort zuhören zu dürfen!
Danach gehen wir Schülerpraktikanten alle zusammen aus dem Gebäude heraus, um weiter an der Fotostrecke zu arbeiten. Ich gehe mit Robin und Jonathan zusammen die Yorckstraße runter, wo es viele Lokale gibt, die Fußballübertragungen ankündigen und viele beflaggte Balkone.
Zusätzlich gehen wir noch zum Brandenburger Tor, wo bald die große Fanmeile aufgebaut wird, und gucken, ob schon etwas zu sehen ist. Noch nicht so richtig. Dann fahren wir nach Hause. Haben wir uns verdient!

 

 

Mittwoch, 13.06.18

Heute lese ich den Tagesspiegel noch einmal gründlich, als ich in der Redaktion angekommen bin. Dann ist schon Redaktionskonferenz, und danach spreche ich Lars von Törne auf Freitag an, an dem ich Chorprobe habe und deshalb leider früher gehen muss. Das ist kein Problem. Wir unterhalten uns kurz und er spricht mich auf das Thema „Jugendbildungsmesse“ in Berlin an. Das hatte ich am Montag vorgeschlagen. Er sagt, ich könnte darüber recherchieren. Und das mache ich sehr gerne! Ich recherchiere und telefoniere einiges zusammen und schreibe mal grob vor. Mal gucken, ob daraus vielleicht bald ein kleiner Artikel entsteht…
Mittags gehe ich in die Kantine zum Essen, die anderen sind fotografieren. Dann fahre ich nochmal zum Brandenburger Tor (immer noch keine Anzeichen einer Fanmeile) und dann zum Teltower Damm, wo einige Geschäfte ordentlich Werbung für die WM machen.
Später treffe ich eine Frau mit einem Hund im Fußballtrikot, fotografiere ihn, und der Tag ist perfekt!

Donnerstag, 14.06.18

Das erste Highlight des Tages ist wie immer die Redaktionssitzung um halb zehn. Als die vorbei ist, beeile ich mich, weiter für meinen Artikel über die Jugendbildungsmesse zu recherchieren. Nur ist Lars von Törne leider nicht da, ich muss also jemand anderen fragen, inwieweit ich den Text noch verbessern kann. Ich entscheide mich für Anke Myrrhe, die die letzten Tage nicht da war und die ich jetzt kennenlernen darf. Sie hat Zeit, sich das Geschiebene anzugucken und gibt mir dann Verbesserungsvorschläge. Außerdem rufe ich nochmal bei den Organisatoren der JuBi an, weil meine Mail noch nicht beantwortet wurde und weil mir noch mehr interessante Fragen eingefallen sind. Die Frau am Telefon sagt, dass ich diese natürlich auch noch schicken kann. Das mache ich dann auch gleich. Die Mittagspause verbringe ich mit den anderen Schülerpraktikanten zusammen in der Kantine und als ich danach in meine Mails schaue, sehe ich, dass sich das Warten gelohnt hat: Der Chef des Organisationsunternehmens weltweiser, Thomas Terbeck, hat zurückgeschrieben! Er antwortet sehr gut und verständlich auf meine vielen Fragen. Die Antworten baue ich alle in meinen Text ein und gebe ihn dann, als er fertig ist, Anke Myrrhe wieder zum Drübergucken. Sie nimmt ihn mit nach Hause. Dann ist auch schon Feierabend und bei meinem täglichen Besuch am Brandenburger Tor dokumentiere ich, dass die Aufbauarbeiten für die große Fanmeile jetzt begonnen haben.

 

Freitag, 15.06.18

Weil ich Chorprobe habe, muss ich heute schon sehr früh gehen, um noch pünktlich kommen zu können. Es ist aber wirklich wichtig, denn am Montag und am Dienstag sind unsere Sommerkonzerte. Die Zeit davor nutze ich, um mit Anke Myrrhe zu sprechen, die es noch nicht geschafft hat, meinen Artikel zu lesen, aber mir auf jeden Fall noch heute dazu eine Mail schicken möchte. Dann nehme ich die S-Bahn Richtung Wannsee, um an der Probe teilnehmen zu können. Am Abend bin ich schon gespannt, was Anke wohl schreiben wird… Und dann kommt die Überraschung: Sie schreibt, dass mein Text morgen in der Zeitung ist!

Samstag, 16.06.18

Das Erste, was ich heute Morgen mache, ist, den Tagesspiegel zu lesen. Und im Berlin-Teil steht tatsächlich mein Artikel! Anke Myrrhe hat ihn noch gekürzt und dadurch ist er noch besser geworden. Ich bin echt stolz! Das ist das Tolle an einem Praktikum bei einer Zeitung: Die Ergebnisse der Arbeit hält man direkt in den Händen!

https://www.tagesspiegel.de/berlin/jugendliche-auf-reisen-messe-fuer-auslandsaufenthalte-kommt-nach-berlin/22697290.html

Montag, 18.06.18

Natürlich bin ich heute wieder um 9:00 Uhr in der Redaktion, um die Sitzung nicht zu verpassen. Ist doch klar! Danach ist es erstmal ziemlich ruhig, bis wir, die Schülerpraktikanten, uns mit Kitty im Hof der Kantine treffen. Nicht zum Essen, sondern zur Besprechung der Lage. Wie hat uns die erste Woche gefallen? Und das Projekt mit den Fotos, wie war das? Welche Idee haben wir für die kommende Woche? Wir alle denken, dass die Motive irgendwie immer die gleichen sind und wir alle Flaggen an Autos, Balkonen und Kneipen schon fotografiert haben. Aber Kitty ermutigt uns, weiter zu machen, weil wir gute Fotos machen und uns trotzdem noch etwas Neues auffällt. Okay, dann machen wir das so. Mitten in unsere Besprechung platzt Lars von Törne hinein, der fragt, ob mich die anderen mal für ein paar Stündchen entbehren könnten. Und ob ich gleich mal nach oben kommen könnte. Das mache ich dann auch, als unser kleines Treffen zu Ende ist. Und freue mich wirklich total, als er mir sagt, dass er mich gerne als Reporterin nach draußen schicken würde und ich über die Baustelle an der Greifswalder Straße berichten soll. Dort ist eine Fahrspur gesperrt, und die eine Autospur, die dann noch zum Fahren bleibt, ist etwa ein Fünftel schmaler als normal und der Fahrradweg bleibt gleich breit. Außerdem ist Tempo 10 vorgeschrieben. Schwierig. Keiner hält sich dran. Dadurch fahren die Autos immer auf dem Fahrradweg, auf der anderen Seite fährt regelmäßig die Straßenbahn und Fußgänger rennen auch über die Straße, weil der Fußgängerüberweg ebenfalls gesperrt ist und alle über den Zaun klettern. Jetzt kursierte ein Video im Internet, das einen Beinahe-Unfall von zwei Radfahrern mit einem LKW zeigte. Auch die Polizei ist natürlich darauf aufmerksam geworden und deshalb die Presse. Und ich jetzt auch. Ich bin nach etwa einer Dreiviertelstunde Anreise ungefähr eine halbe Stunde dort und mache mir so viele Notizen über meine Eindrücke wie möglich. Dann fahre ich wieder zurück in die Redaktion.
Dort stellt Lars von Törne mich Fantina Keilani vor, einer Redakteurin, die sich viel mit dem juristischen Hintergrund dieses lebensgefährlichen Problems beschäftigt hat. Ich schreibe meine Impressionen auf und schicke sie ihr. Am Abend schaue ich im Internet, ob unsere Fotostrecke vielleicht schon aktualisiert wurde und stoße dabei zufällig auf einen großen Artikel, unter dem steht: Von Fatina Keilani und Julie Wiskow. Ein unglaubliches Gefühl!

https://www.tagesspiegel.de/berlin/nach-beinahe-unfall-mit-radfahrern-kaum-einer-haelt-sich-an-tempo-10/22706264.html

 

Dienstag, 19.06.18

Und es wird immer besser! Heute Morgen hole ich den Tagesspiegel aus dem Briefkasten, überfliege ihn, bevor ich in die S-Bahn steige und traue meinen Augen kaum: Der Berlin-Aufmacher, also der erste Artikel im Berlin-Teil, ist der Artikel von Fatina Keilani und mir! Mannomann, ich bin ja so glücklich! Man glaubt von außen gar nicht, dass ein einziger Artikel jemandem solche Gefühle entlocken kann. Aber so ist es halt. Einfach nur wow!
Der Anfang des Tages ist ansonsten recht unspektakulär, bis wir Schülerpraktikanten uns wieder treffen, diesmal am Brandenburger Tor. Von dort machen wir als Fußballfans – wir haben alle Deutschlandtrikots und andere Fanartikel an – die Straße des 17. Juni unsicher. Wir machen sehr viele Fotos von schwarzen Bildschirmen und der leeren Fanmeile. Die ist übrigens, wenn Spiele übertragen werden, die größte in Deutschland, zwei Kilometer lang, riesige Leinwände.
Dann entdecken wir, dass man mit dem nicht zu übersehenden Riesenrad, das dort aufgebaut ist, wirklich fahren kann! Mit zwei anderen Praktikantinnen lasse ich es mir nicht nehmen, fünf Runden zu drehen und dabei tolle Fotos zu schießen! Dann gehen wir noch weiter bis zur Siegessäule und steigen auch da nach ganz oben, immer träumend vom perfekten Foto. Nachdem wir die Strecke wieder zurückgelaufen sind, haben wir schon ein bisschen Muskelkater. Aber die Stimmung ist bestens: Wir hören WM-Songs. Olé, olé, olé. Das Deutschlandspiel am Samstag kann kommen!
Als ich wieder in der Redaktion ankomme, weiß ich nicht genau, ob ich noch helfen kann und frage einfach mal. Anke Myrrhe hat etwas für mich: Ich soll die Rubrik „Fußballfreie Orte“ für die morgige Zeitung schreiben (passend zu meinem Trikot). Das macht Spaß und erscheint am nächsten Morgen wirklich in der Zeitung! Ein rundum gelungener Tag…

 

 

Mittwoch, 20.06.18

Heute Morgen ist die Redaktionskonferenz, wie immer. Der Grund, warum ich wirklich immer dabei sein möchte, ist, dass man ganz viel über aktuelle Themen in Berlin erfährt; Politik, Menschen, Baustellen, wirklich alles Mögliche. Um halb zwölf kommt meine Klassenlehrerin Frau Mecklenburg vorbei und besucht mich. Ich glaube, sie ist sehr zufrieden und ich bin es auch mit meinem Praktikumsplatz. Es macht echt richtig viel Spaß! Dann gehe ich mit den sechs anderen essen und danach fahren wir zur Yorckstraße und zum Gleisdreieck mit dem großen Park. Dort setzen wir uns ins Beach 61 und gucken die erste Halbzeit des Spiels Portugal – Marokko. Dabei sollen wir unsere Emotionen fotografieren. Aber nach der ersten Hälfte ist Feierabend und wir machen uns alle auf den Weg nach Hause. Der Tag war sehr entspannt und mal eine willkommene Abwechslung zum Berufsalltag! 🙂

 

Donnerstag, 21.06.18

Heute ist ein entspannter Tag, ich habe mal nicht so viel zu tun. Nach der Redaktionskonferenz frage ich Lars von Törne irgendwann, ob es etwas gibt, bei dem ich helfen kann oder etwas, das ich schreiben kann. Da fällt mir spontan das Thema Lehrermangel an Berliner Schulen ein, aber da gab es in letzter Zeit keine neuen Entwicklungen. Deshalb ist es nicht so interessant, darüber in einer Tagszeitung zu berichten. Es ist heute ansonsten nicht viel zu tun, sagt er. Also entspanne ich mich, denke nach, mache dies und das und treffe mich auch nicht mit Kitty, wie es eigentlich vorgesehen war, weil sie krank ist. Aber ich sehe die anderen Praktikanten zum Essen. Danach denke ich, dass ich aktiv werden muss und besorge mir einfach etwas zum Berichten. Ich habe ja vor ein paar Tagen schon erzählt, dass ich die Rubrik „Fußballfreie Orte/Grüne Karte“ geschrieben habe und das mache ich auch jetzt wieder. Ich schreibe etwas für Samstag, aber als ich frage, wem ich es schicken kann, erfahre ich, dass es für diesen Tag schon etwas anderes Aktuelles gibt, was auf jeden Fall gedruckt wird. Also schließe ich mich mit Milena, einer Praktikantin, die schon Abi gemacht hat, kurz, weil sie gerade dafür zuständig ist. Sie zeigt mir, was sie für die nächsten Tage schon vorbereitet hat und auch, für welche sie noch nichts hat. Ich verspreche ihr, auf jeden Fall zwei davon zu übernehmen und recherchiere und telefoniere dann noch ein bisschen, um Informationen zu erhalten. Aber ich formuliere noch nichts aus, denn ich habe jetzt schon Feierabend und muss morgen ja auch noch etwas machen…

Freitag, 22.06.18

Ich mache weiter mit dem Recherchieren heute Morgen nach der Redaktionskonferenz. Ich schaue nach, welche Events auf alle Fälle nichts mit Fußball zu tun haben und schreibe sie mir auf. Ich googele Eckdaten und überlege mir, was wohl am besten geeignet ist. Dann formuliere ich einen kurzen Text, ein bisschen lustig muss er auch sein und einen Bezug zum Fußball haben, wenigstens in irgendeiner Hinsicht. Dann treffen wir Praktikanten uns mit Kitty (Juhu, sie ist wieder gesund!) und sprechen mit ihr über unsere Fotos. Mit der Ausbeute von Mittwoch beim Beach 61 ist sie wirklich nicht zufrieden. Das können wir alle verstehen, denn es sind nur drei oder vier Fotos entstanden, und die ohne jegliche Emotionen, wie es ja eigentlich die Aufgabe war. Aber gut, das Spiel war jetzt auch nicht unbedingt das Spannendste bei der WM. Robert, auch ein Praktikant, wird das mit den Emotionen nachholen. Er geht nämlich am Samstag auf die Fanmeile zum Deutschlandspiel gegen Schweden. Dann recherchiere ich weiter und weirter, schreibe noch mehr, und als ich fertig bin, fahre ich zum Brandenburger Tor, um ein Foto zu machen, und finde mich in einer riesigen Menschenmenge stehend wieder, die vor dem Hotel Adlon steht. Ich frage jemanden, was denn da ist, und der Mann sagt, dass da gleich die Rolling Stones rauskommen. Ist mir recht. Ich warte noch fünf Minuten, dann kommen sie tatsächlich! Schon witzig, was man alles während so eines Praktikums erlebt… 🙂

Montag, 25.06.18

Ist mal wieder ein ruhiger Tag heute beim Tagesspiegel, zumindest für mich. Nach der morgendlichen Redaktionskonferenz (hab’ sie bisher noch kein einziges Mal verpasst!) recherchiere ich wieder ordentlich für die fußballfreien Zonen der nächsten Tage. Obwohl die Euphorie jetzt, nach dem späten Erfolg der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden, wieder groß ist. Da muss man sich schon anstrengen, Plätze zu finden, die sich davon noch nicht haben anstecken lassen. Deshalb telefoniere ich besonders viel. Mein persönliches Highlight ist aber, per WhatsApp mit dem Friedrichstadtpalast zu kommunizieren. Vom Computer aus. Innerhalb einer Minute habe ich eine tolle Antwort auf all meine Fragen. Echt witzig. Das hat man sonst sehr selten. Da tut es mir wirklich leid, dass ich danach herausfinde, dass am 5. Juli, an dem ich den Friedrichstadtpalast erwähnen wollte, kein Fußballspiel stattfindet und es deshalb auch keine fußballfreie Zone gibt. Schade! Später treffe ich mich noch mit den anderen Schülerpraktikanten und Kitty. Sie feagt mich, ob ich Lust habe, am Mittwoch zu einem Fototermin in Brandenburg mitzukommen. Klar, das ist super! Jetzt freue ich mich schon auf Mittwoch, das wird bestimmt toll!

Dienstag, 26.06.18

Heute steht wie immer als erster Programmpunkt die Redaktionskonferenz auf dem Plan. Danach bekomme ich mit, dass Kitty und Lale, auch eine Schülerpraktikantin, einen Konferenzmarathon absolvieren möchten. Es gibt ja ganz viele Konferenzen, zum Beispiel die große Konferenz, in der ich schonmal war. Die war echt interessant, also frage ich, ob ich vielleicht mitmachen darf. Darf ich. Als erstes gehen wir genau da wieder hin. Da sehen wir wieder den wirklich super motivierenden Chefredakteur Casdorff. Nach dieser großen Konferenz dürfen wir noch mitkommen zur internen Redaktionskonferenz, in der André Görke, der für die Berlin-Redaktion in der großen Konferenz war, den anderen stellvertretenden Ressortleitern erzählt, was dort besprochen wurde. Auch interessant! Danach recherchiere ich wieder für die fußballfreien Zonen und formuliere das Herausgefundene aus. Dann geht’s richtig los: Der Redakteur, der mir gegenüber sitzt, ruft in die Runde, dass unten in der Kantine wohl ein herrenloser Koffer gefunden wurde. Er meint eher scherzhaft, dass wir dann vielleicht alle demnächst nach Hause gehen können. Und tatsächlich ertönt noch im gleichen Moment eine ohrenbetäubende Sirene. Bombenalarm. Alle packen schnell ihre wichtigsten Sachen zusammen und gehen ruhig raus, die meisten wissen noch nichts vom Koffer, denken, es sei ein Probealarm und beschweren sich lachend, dass ihnen Zeit zum Schreiben geklaut wird. Vor der Tür steht aber wirklich ein riesiges Aufgebot an Polizisten mit kugelsicheren Westen und Gewehren. Alle drängen sich auf die andere Straßenseite. Ich möchte eigentlich noch abwarten und sehen, was passiert, aber als dann Helfer herumgehen und sagen, dass es noch mindestens eine Stunde dauert, bis der Koffer untersucht und das Gebäude wieder begehbar ist, fahre ich nach Hause. Ich habe nämlich schon Feierabend. Später weiß ich: Im Koffer wurden einige Hemden und ein Shampoo entdeckt. Gerade nochmal gutgegangen… 🙂

Mittwoch, 27.06.18

Treffen ist um 9:00 Uhr auf dem Parkplatz. Lale, Jonathan und ich begleiten Kitty zu einem Fototermin nach Nauen in Brandenburg. Da ist das Landgut Stober, ein Tagungshotel auf einem alten Gut, schick renoviert und idyllisch gelegen an einem See. Die Fotoreportage ist für den Tagesspiegel selbst, nicht etwa für das Brandenburg-Heft. Nach einer Stunde Auto-Fahrzeit und einer kleinen Verirrung kommen wir an. Der Hof ist komplett gepflastert, was das Ganze nicht so gemütlich macht, aber sicher sehr praktisch ist. Kitty und ein Redakteur, der auch mitgekommen ist, gehen mit dem Besitzer des Gutshofes herum und gucken sich gründlich um, wir kommen auch mit. Auch am See und auf den Stegen lasse ich es mir gut gehen. Später kehren wir noch ins Restaurant auf dem Gelände ein. Dann treten wir irgendwann ganz in Ruhe die Rückfahrt an. Ein schöner Arbeitstag auf dem Land und im Grünen!
Am Nachmittag sollen wir alle Emotionen des Deutschlandspiels gegen Südkorea fotografieren, natürlich in der Hoffnung, dass das Spiel zu unseren Gunsten verläuft. Tut es bekanntermaßen nicht. Aber wenn man versucht, das Gute in der Niederlage und damit im Ende des Turniers zu erkennen: Für unsere Fotostrecke ist es eigentlich perfekt. Auf den letzten Fotos lange Gesichter, pure Enttäuschung, dann nochmal letzte lustige Fanartikel, Ende. Kitty als Fotografin findet es nicht schlecht. Die muss es ja wissen.

Donnerstag, 28.06.18

Heute ist wieder ein normaler Recherchetag angesagt. Später am Tag treffen wir uns mit Kitty zum Gespräch. Das Fotoprojekt ist jetzt offiziell beendet, alle erzählen, wie sie das Projekt und das Praktikum insgesamt fanden. Allen hat es wirklich Spaß gemacht, denke ich. Danke, Kitty!

Freitag, 29.06.18

Heute ist mein letzter Praktikumstag. Ich bin schon ganz traurig, als ich die Redaktion betrete. Als Dankeschön habe ich Schokolade und Sonnenblumen für die wichtigsten Ansprechpartner dabei. Erstmal mache ich aber ein letztes Mal die Redaktionskonferenz mit, die heute kürzer ist als sonst, weil noch nicht so viele Redakteure da sind. Dann recherchiere ich für weitere fußballfreie Zonen und rufe bei Menschen an, die mir da weiterhelfen können. Als Martina kommt, sagt sie mir, dass vier der sieben, denen ich eine Blume mitgebracht habe, heute nicht in der Redaktion sind. Schade… Egal, Martina stellt die Blumen auf ihren Schreibtisch zu ihrer eigenen. Kitty bekommt natürlich auch eine, genau wie die Praktikantin Milena, die mir sehr oft geholfen hat. Mit allen Schülerpraktikanten gehe ich noch essen und irgendwann ist der Tag um. Irgendwie zu schnell. Als ich mich dann endgültig von allen verabschieden muss, habe ich auf jeden Fall einen dicken Kloß im Hals und Tränen in den Augen. Das klingt komisch und etwas übertrieben, aber man glaubt wirklich nicht, wie Menschen, die man erst seit drei Wochen kennt, einem so sehr ans Herz wachsen können. Und wie schnell man sich an neue Situationen gewöhnt. Denn ich weiß jetzt schon, dass ich es vermissen werde, jeden Morgen zum Anhalter Bahnhof zu fahren. Ich gebe den Hausausweis ab und verlasse das Gebäude. Das Praktikum ist leider vorbei. Aber ich hoffe wirklich, dass ich es in ein paar Jahren wieder regelmäßig betreten darf!

Jetzt ist der Blog über mein Praktikum beendet. Ich hoffe, er hat euch gefallen. Das Praktikum in den letzten drei Wochen hat mir sehr gut gefallen. Ich habe tolle Leute kennengelernt und super Erfahrungen gemacht. Ich habe Sachen in der Hand, zum Beispiel die Artikel aus den Zeitungen und die Fotos auf der Website des Tagesspiegels. Es ist toll, dass man mir so viel Vertrauen geschenkt hat und dass ich mittendrin dabei sein durfte. Wenn ich später mal die Möglichkeit haben sollte, beim Tagesspiegel zu arbeiten, würde ich es machen! Auch die lockere Zeiteinteilung hat mir sehr gut gefallen, symbolisch dafür ist, dass ich innerhalb von vier Stunden für eine halbe Stunde essen durfte und dass es kein Problem war mit dem Fotografieren. Es war echt ein voller Erfolg! Auch an die zufälligen Erfahrungen, zum Beispiel den Bombenalarm, werde ich mich noch lange erinnern. Insgesamt war alles sehr spannend, und ich bin glücklich, dass ich beim Tagesspiegel gelandet bin. Jetzt bin ich einfach mal dankbar für die schönen Momente und schon gespannt, was die Zukunft bringt!