Unser Auslandsjahr

Von Marie Hochkirch und Viola Hauw

In diesem Blogbeitrag möchten wir unsere Erfahrungen mit dem Auslandsjahr während der Schulzeit, also während oder nach der 10. Klasse, mit euch teilen. Im ersten Teil geht es dabei um Möglichkeiten der Finanzierung, da diese oftmals ein Problem bei der Entscheidung für ein Auslandsjahr darstellt. Im zweiten Teil wird über die Organisation eines Auslandsaufenthaltes ohne eine bestimmte Austauschorganisation gesprochen. Wir waren in den USA und in Neuseeland, und haben dementsprechend unterschiedliche Erfahrungen. Allgemein war das Auslandsjahr aber eine unglaublich gute Erfahrung!

 Wie finanziere ich ein Auslandsjahr?

Ein Auslandsjahr während der Schulzeit ist eine großartige Erfahrung, die ich jedem empfehlen würde, der sich für das Leben in einer anderen Kultur interessiert – egal ob man seine Sprachkenntnisse verbessern oder den Alltag in einer Gastfamilie erleben möchte.

Sobald man sich für ein Auslandsjahr entschieden hat, gibt es unglaublich viele Fragen, die es zu klären gilt. Eine besonders wichtige Frage ist: Was müssen wir zahlen und wie schaffen wir das?

Möchte man das Auslandsjahr über eine Schüleraustausch-Organisation organisieren lassen, was vermutlich der unkomplizierteste Weg ist, gibt es einen Programmpreis, der je nach Organisation und Zielland variiert. In den meisten Fällen kann man mit Preisen zwischen 8.000€ und 20.000€ rechnen. In meinem Fall waren es 10.400€, die ich normalerweise hätte bezahlen müssen, weil ich mit der Organisation AIFS in die USA ging.  Da dies für meine Familie eine viel zu hohe Summe war, habe ich mich schon früh mit Möglichkeiten der Finanzierung beschäftigt.

Zum einen gibt es verschiedene Stipendien, die vergeben werden. Im Internet findet man einiges an Informationen dazu und die meisten Organisationen vergeben sogar selbst Stipendien. Dabei gibt es Teilstipendien über 500-3.000€ und auch einige Vollstipendien. Die Auswahlkriterien können sehr unterschiedlich aussehen: Oft gefragt sind Kreativität, ehrenamtliches Engagement, gute Schulnoten oder besondere Leistungen. Das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) des Deutschen Bundestages erfordert politisches Interesse, welches im Bewerbungsprozess immer wieder auf die Probe gestellt wird. Bei der Vergabe der Vollstipendien des Deutschen Fachverbandes High School e.V. (DFH) geht es vor allem um Persönlichkeit und Motivation, da man als Stipendiat eine bestimmte Organisation repräsentiert.

Damit man ein Stipendium erhalten kann, muss man sich zunächst formell (meist online) bei den Stipendiengebern bewerben. Darauf folgt die Anforderung von bestimmten Bewerbungsunterlagen wie einem Motivationsschreiben oder Nachweisen für soziales Engagement. Werden die Organisationen dadurch auf einen aufmerksam und haben Interesse, einen persönlich kennenzulernen, wird man zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Dort können verschiedene Dinge von einem erfordert werden.

Bei meinem Interview mit AIFS unterhielt ich mich mit der leitenden Mitarbeiterin des Berliner Büros (Juliane Krüger-Oechsle) über mich, mein Leben, die Vorstellungen und Erwartungen an das Auslandsjahr, Offenheit einer anderen Kultur und Menschen allgemein gegenüber und viele weitere Themen. Das Gespräch dauerte knapp eine Stunde und war fast komplett auf Englisch. Eine Aufgabe, die ich relativ zu Beginn bekam, war, einen englischen Text über meinen letzten Urlaub im Ausland zu schreiben und diesen dann vorzulesen. Insgesamt klingt das alles aber viel unheimlicher als es wirklich ist. Das Gespräch wurde in einer sehr freundlichen und lockeren Atmosphäre geführt und es ging nur darum, mich kennenzulernen und herauszufinden, ob ich mich als Austauschschülerin eignen würde. Es war genau wie ein „normales“ Interview (für einen Platz im Austauschprogramm) aufgebaut. Schulenglisch reicht dabei auf jeden Fall aus. Allgemeine Informationen zu AIFS gibt es auf der Website:  https://www.aifs.de

Neben den Stipendien gibt es außerdem die Möglichkeit, Auslands-BAföG zu beantragen. Diese staatliche Förderung wird während des Auslandsaufenthaltes monatlich gezahlt und muss nach dem Jahr/Halbjahr nicht zurückgezahlt werden, solange man während der Schulzeit ins Ausland geht. Die Höhe des Auslands-BAföG ist abhängig vom Einkommen der Eltern. Zu den Bedarfssätzen kommen teilweise noch Zuschläge für Reisekosten, Versicherung, etc. hinzu. Es ist sogar möglich, über das Auslands-BAföG gefördert zu werden, wenn man auch schon ein Stipendium bekommen hat. So kommt einiges an finanzieller Unterstützung zusammen.

Weitere Infos zur Finanzierung eines Auslandsaufenthaltes (während und nach der Schulzeit) finden Sie hier:

https://www.bafög.de/de/auslandsfoerderung-384.php

https://dfh.org/

https://www.bundestag.de/ppp

Auslandsaufenthalt selbst organisieren?

Nachdem ich bisher immer einen möglichen Auslandsaufenthalt abgelehnt hatte, kam bei mir zu Beginn der neunten Klasse immer mehr der Wunsch auf, doch etwas Zeit im Ausland zu verbringen. Mein Ziel: so weit weg wie nur möglich. Ich wollte unbedingt nach Australien oder Neuseeland, einerseits weil ich in ein englischsprachiges Land wollte, andererseits weil mich tatsächlich die Kultur beider Länder, aber auch der Sport dort (vor allem das Segeln) sehr interessierte. Ich ließ mich auf Messen von unterschiedlichen Organisationen beraten, wurde dadurch jedoch eher eingeschüchtert. Bewerbungen und Auswahlgespräche klangen in meinen Ohren doch sehr abschreckend und ich hatte sofort Panik, nicht dort aufgenommen zu werden. Ich ließ mich also nicht überreden, mir eine Organisation mal genauer anzuschauen, weshalb wir nach anderen Möglichkeiten suchen mussten. Über Freunde im Ausland wurde mir dann jedoch eine Schule in Christchurch, Neuseeland besonders empfohlen, die Cashmere High School. Ich schrieb also die Schule direkt an und wurde darauf hin gebeten, ein Bewerbungsschreiben (auf Englisch natürlich), ein Empfehlungsschreiben eines Lehrers und mein Zeugnis (soweit wie möglich übersetzt) dorthin zu schicken. Das fiel mir deutlich leichter, da mir Schriftliches schon immer mehr lag als Mündliches. Ich wurde angenommen und hatte noch nicht einmal ein Auswahlgespräch ;). Danach ging eigentlich alles relativ schnell. Die Schulen in Neuseeland, zumindest in Christchurch (mit 300 000 Einwohnern die größte Stadt der Südinsel), waren alle sehr darauf ausgelegt, Austauschschüler aufzunehmen. So wurde über das International Office der Schule ähnlich wie bei einer Austauschorganisation alles weitere für mich geplant. Mein Visum wurde beantragt, mir wurde eine der Schule gut bekannte Gastfamilie zugeteilt etc. Ich bekam natürlich Fotos und Beschreibungen der Gastfamilie zugeschickt, anhand derer ich mich dafür oder dagegen entscheiden konnte. In Neuseeland wird ein Austausch generell oft über die Schule organisiert, eine Organisation bildet in dem Fall nur den Vermittler. Hier der Link zu der Schule, die ich besucht habe:

http://www.cashmere.school.nz/international/information.html

In meinem Fall dauerte der Auslandsaufenthalt geplanterweise nur sechs Monate. Ein ganzes Jahr schien mir schon sehr lang zu sein, außerdem wollte ich in meinem Jahrgang bleiben. So entschied ich mich nur zwei Terms in der Schule in Neuseeland zu bleiben. Nach Absprache mit der Schule hier, wurde das auch alles machbar und ich wurde nach dem halben Jahr im Ausland in die 11. Klasse versetzt.

Worüber man sich bereits im Vorfeld Gedanken machen sollte ist zunächst einmal die Fächerwahl. Viele ausländische Schulen bieten jede Menge Fächer an, die wir aus Deutschland gar nicht kennen. So gab es an meiner Schule beispielsweise Outdoor Education oder Architektur und Design zur Auswahl. Während des Auslandsaufenthalts gibt es oft keine Vorschriften, welche Kurse belegt werden müssen, da es hier nicht um einen Abschluss geht. Also probiert alles aus was ihr wollt, auch bei den Sportarten! Nur Englisch und Mathe wird man nicht so einfach los…

Ein weiterer wichtiger Punkt ist vermutlich das Kofferpacken. Was packe ich ein? Was bringe ich meiner Gastfamilie mit? Es ist vermutlich gut, darauf zu achten, dass man nicht zu viel mitnimmt. Im Prinzip reicht an Klamotten eine Grundausrüstung für ca. 2 Wochen. In der Gastfamilie wird ja im Normalfall auch gewaschen. Statt 30 Hosen reichen vielleicht auch 3, schließlich gibt es auch oft Schuluniformen und da braucht man die Alltagsklamotten dann nur am Wochenende. Besonders wichtig sind vor allem Adapter. Ohne diese wird es schwierig, das Handy oder den Computer aufzuladen. Als kleiner Tipp fürs Packen: Shampoo lässt sich auch im Ausland kaufen. Für die ersten Tage reichen Duschgel und Shampoo in Reisegröße, die sind deutlich leichter und nehmen außerdem weniger Platz ein. Immer gut zum Beispiel für den ersten Eindruck, aber auch um etwas Dankbarkeit auszudrücken, eignet sich ein kleines Gastgeschenk. Schließlich hat diese Familie sich bereit erklärt, dich nun für längere Zeit bei sich aufzunehmen und als Familienmitglied zu akzeptieren. Hier nochmal ein Link zu einer Packliste:

https://www.stepin.de/travel-tipps/high-school/vor-der-ausreise/packliste/